LeanLaw

LeanLaw

Das Berufsbild von Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälten ist im Wandel. Anwältinnen und Anwälte waren in den „guten alten Papierzeiten“ die einzigen Anlaufstellen bei Rechtsproblemen. Sie hatten professionellen Zugang zu den Gesetzestexten ihrer Loseblattsammlungen und idealerweise noch die dazu passenden Rechtskenntnisse. Die Anliegen der Mandanten wurden in die Rechtssprache übersetzt und damit „enteignet“.

Mit dem Web wurden nicht nur die Gesetzestexte für jedermann leicht zugänglich. Durch Foren und vielerlei Informationsplattformen schaffen sich Mandanten selbst einen ersten Eindruck von den rechtlichen Problemen ihres Falles. (Ganz ähnlich läuft das ja bei den Ärzten.) Damit wandeln sich auch die Erwartungen an die Anwaltschaft. Die Mandanten sehen sich nicht mehr als ahnungslose Bittsteller, sondern als Kunden. Als solche wollen sie rasch und preiswert eine hohe Beratungsqualität bekommen, am besten kostenlos. Firmenkunden erwarten darüberhinaus, dass Kanzleien ihre Sprache sprechen.

Viele Firmen haben zudem freiwillig oder pflichtgemäß Managementsysteme implementiert. Die anwaltliche Dienstleistung wird selbstverständlich aus dem Blickwinkel dieser Systeme betrachtet. Kanzleien werden damit zu „Lieferanten“ und unterliegen daher auch „Lieferantenaudits“ und „Ratings“.

Im Buzzwort „LeanLaw“ kondensiert dieser Wandel.

In Zukunft wird die Integration von Daten mit den Gerichten entscheidend. Die Verhandlungen der Justiz mit den Softwareanbietern zum Austausch der xJustiz-Datensätze laufen auf Hochtouren. Vorteile für Justiz und Kanzleien: Adress- und weitere Vorgangsdaten werden einmal erfasst und können dann beiderseits immer wieder auf Knopfdruck verwendet werden. Datenverbindung mit den Klienten. Cloudlösungen automatisieren den Umgang mit Dokumenten. Papierdokumente können nur von Menschen verarbeitet werden. Personal ist teuer und der Markt ist leergefegt. Cloudlösungen machen Anwälte und und Anwältinnen hingegen mobil und unabhängig von Büropersonal. Via beA wird mit Gerichten und Kollegen rechtssicher per Laptop korrespondiert. Wichtige Dokumente können aus der (Own-)Cloud jederzeit – sogar per Smartphone aus dem Urlaub – an die Mandantschaft gesendet werden, unabhängig von Bürozeiten und Bürostandorten. Für die rechtswirksame Korrespondenz mit Gerichten und Kollegen via beA gilt das gleiche. Interne Kanzleiorganisation nach z.B. nach ISO oder auch anderen Systemen setzt Ressourcen frei, schafft Vertrauen durch Transparenz und lässt die Anwaltschaft nebenbei die „Sprache“ ihrer Mandanten lernen. Daraus entstehen maßgeschneiderte Produkte (hoch-)spezialisierter Rechtsberater. „One fits all“-Dienstleistungen werden von „LegalTech“ Anbietern übernommen werden.

Wer nun befürchtet „LeanLaw“ setze auf eine durchökonomisierte Anwaltschaft ohne Berufsethik, kann sich entspannen: „LeanLaw“, im hier dargestellten Sinn, führt die in den Berufsregeln wie BORA, BRAO und CCBE Grundsätze nur weiter. Akzeptanz von LeanLaw hat daher nichts mit der Aufgabe hergebrachter Berufsethik zu tun, im Gegenteil.